Kunst im öffentlichen Raum

Alexander Rüdiger Titz

*1968

Umlauf, 2002

Edelstahl, Audiozuspielung, ca. 100 × Ø 640 cm 

Es sind Objekte und Geräusche des Alltags, mit denen Titz dem Betrachter die Gewohnheit des Vertrauten entzieht. Neue Bedeutungszusammenhänge zu knüpfen und das Verständnis dafür zu wecken, dass in Räumen und Dingen mehr als nur die ihnen zugewiesene Intention und Funktion liegt, ist ein wesentlicher Zug seiner künstlerischen Arbeit. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Klangkunst-Preis 2002 ist „Umlauf“ ein Werk, das eines ausmacht: Modifikation als Verschiebung formal-dinglicher und erwartungsgeprägter Wahrnehmung. Das brachliegende Kneipp-Becken wird zur Erinnerung. Was der Betrachter sieht und hört, suggeriert ein geheimnisvolles kultisch-astrales Erlebnis an einer sich nun als rituell bedeutsam erweisenden Stätte. Die wie planetare Trabanten auf dem Handlauf angebrachten Aluminiumscheiben, welche die Wasseroberfläche des Marler City-Sees paraphrasieren, dazu eine Aufnahme von Klängen und Geräuschen, die durch perkussive Schläge gegen den Metallzaun entstanden, bauen eine Brücke zum Spirituellen. Der ganzheitliche Anspruch des konzentrisch angelegten Kneipp-Beckens ist somit geradezu folgerichtig in der Qualität des Mythisch-Kosmischen aufgegangen.