Kunst im öffentlichen Raum

Karl Hartung

1908–1967

Der Heilende – der Geheilte – der Kranke, 1955/56

Bronze, 210 × 600 × 40 cm

Dieser aus einem Kunst am Bau Wettbewerb resultierende Auftrag für das Klinikum Vest – Paracelsus-Klinik, 1955/56 von Karl
Hartung ausgeführt, wurde vom Künstler auch „Das Leid und das Helfen“ genannt und ist thematisch für diesen Ort geschaffen.
Es ist ein besonders gelungenes Beispiel früher ‚Kunst am Bau‘ Projekte. Dem Heilung Suchenden soll beim Betreten des Krankenhauses
Mut und Hoffnung zugesprochen werden. So stellt die hoch aufgerichtete linke Figur den Heilenden dar, dessen hohe
senkrechte Gestalt durch die tiefen Riefelungen in der Oberfläche der Bronze stark betont wird. Die rechte Figur, ganz waagerecht
liegend – nur horizontale Kerbungen, „Erdparallelen“ in der Körperoberfläche – stellt die gegensätzliche Figur zu der senkrechten dar: den Kranken. In der mittleren, erhöht liegenden Figur durchdringen sich in Körperhaltung und Oberflächenkerbung beide gegensätzlichen
Prinzipien in Diagonalen und Winkeln: Kopf, Arme und Beine sind teilweise erhoben, angewinkelt. Dieses Zwischenstadium der
formalen Prinzipien verdeutlicht inhaltlich den Geheilten. Liest man nun die Skulptur von rechts nach links, so wird eine Abfolge des
sich erhebenden, vom Krankenlager sich aufrichtenden Menschen deutlich: am Ende die kraftvoll gestreckte Figur des Heilenden. Das
formale Problem, das Hartung in diesem Skulpturenarrangement lösen wollte, ist das der „vertikalen und horizontalen Strukturen“,
die mithin wichtige inhaltliche Bedeutungen erhalten. Auch im Gussgips, der im Erdgeschoss des Krankenhauses ausgestellt ist,
lässt sich das Gestaltungsprinzip gut nachvollziehen.